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Sacri Monti – kunstvolle Ziele am Lago Maggiore

Foto: R.Maggioni

Sacri Monti – kunstvolle Ziele am Lago Maggiore

Erschienen am 13.11.2023 um 16:12 Uhr

Lago Maggiore, Italien

Es gibt unzählige Wanderziele in der näheren und weiteren Umgebung des Lago Maggiore. Das ganze Jahr hindurch bieten sich die zum UNESCO-Welterbe erklärten Sacri Monti, die „Heiligen Berge“, für „kunstvolle“ Ausflüge an. Diese in grandiose Landschaft gebetteten Schatzkammern der Renaissance und des Barock lassen sich jetzt auch mit einer App erkunden.

Im Laufe von mehr als 200 Jahren wurden die Sacri Monti auf dem Gebiet der Regionen Piemonte und Lombardei errichtet. Die älteste dieser Wallfahrtstätten datiert auf das Jahr 1486, die jüngste wurde 1712 vollendet. Alle neun „Heiligen Berge“ thronen in privilegierten Panoramalagen und verdanken ihren Namen jeweils der Ortschaft, die ihnen am nächsten liegt. So gibt es einen Sacro Monte von Varese, von Crea, von Orta, Oropa, Ossuccio, von Ghiffa, Domodossola und Belmonte. Alle gemeinsam hat die UNESCO zur Welterbestätte erklärt.

Gläubige von der Pilgerfahrt abhalten

Die Faszination der Sacri Monti geht weit über ihre reizvolle Lage in der Berg- und Seenlandschaft, die sich nördlich von Turin und Mailand erstreckt, hinaus. Jeder dieser Orte bietet Gelegenheit, in die Kunstgeschichte einzutauchen und einige der regional bedeutendsten Renaissance- und Barockkünstler kennenzulernen – Gaudenzio Ferrari, Giovanni d’Enrico, Francesco Silva, Dionigi Bussola und viele andere. Für die meist geistlichen Bauherren, auf deren Geheiß die Sacri Monti errichtet wurden, war Kunst Mittel zum Zweck. Denn mit den neu errichteten Pilgerstätten wollten sie die Gläubigen abhalten, die lange und beschwerliche Reise ins Heilige Land anzutreten. Seit der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbuls, durch die Osmanen im Jahr 1453 galt eine Reise nach Jerusalem und an andere für das Christentum bedeutende Orte als sehr gefährliches Unterfangen.

Aus diesem Grund waren Klostergemeinschaften bestrebt, neue Orte zu schaffen, an denen sich die Gläubigen spirituelle Nahrung holen konnten. So entstanden – durch das Zusammenwirken von Natur und Architektur, Bildhauerkunst und Freskomalerei – die „Heiligen Berge“ als Pilgerziele. Als sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Ideen der Kirchenreformer immer stärker verbreiteten und ihre Lehre immer mehr Anhänger fand, erkannten die Katholische Kirche in den kunstvoll gestalteten „Heiligen Bergen“ auch ein Instrument, das ihrer Gegenreformation dienen konnte. Die Sacri Monti sollten helfen, dem katholischen Glauben neue Strahlkraft zu verleihen und die Menschen unempfänglicher für die Ideen der Protestanten zu machen.

Mitten im Geschehen

Kapellen sind das Herzstück aller Sacri Monti. Ihr Inneres ist ausgestaltet mit lebensgroßen Statuen und Freskomalerei. Die Darstellung von Szenen aus der Bibel und Legenden rund um Leben und Tod der von der Katholischen Kirche verehrten Heiligen hat hier einen geradezu theatralischen Charakter. Die Kunstwerke sind so meisterlich aufeinander abgestimmt, dass sich Betrachtende mitten im Geschehen und als Teil der Szene fühlen.

Der kleinste der neun Sacri Monti ist der hoch über dem Lago Maggiore gelegene Sacro Monte von Ghiffa mit seinen drei Kapellen. Der größte und zugleich älteste liegt nahe der Ortschaft Varallo unweit der Grenze zur Schweiz. In seinen 45 Kapellen finden sich insgesamt etwa 800 Skulpturen, erschaffen von Künstlern wie Gaudenzio Ferrari, Giovanni d’Enrico und Tanzio da Varallo – allesamt Meister ihres Fachs, die der Sakralkunst Norditaliens ihren Stempel aufgedrückt haben.

Auch der Weg ist das Ziel

Der Sacro Monte von Varallo war auch das Vorbild, das dem Abt von Novara vorschwebte, als er Ende des 16. Jahrhunderts die Wallfahrtstäte in der malerischen Gemeinde Orta am Ortasee in Auftrag gab. Hier gelang es dem Kapuzinerarchitekten Cleto, ein Ensemble aus 20 Kapellen mit ästhetischem Gespür in die Landschaft zu setzten. Innen ziehen realistisch anmutende Statuen vor Freskomalerei auch heutige Betrachter unwillkürlich in ihren Bann.

Jede der neun Wallfahrtstätten hat ihren ganz eigenen Charakter. Dafür sorgen schon die ganz unterschiedlichen Andachtswege, die von der nächstgelegenen Ortschaft zum Sacro Monte führen. Macht man sich auf den Weg zum Sacro Monte von Varese, endet der Anstieg im pittoresken Dörfchen Santa Maria del Monte. Namhafte lombardische Künstler – Morazzone, Francesco Silva, die Brüder Recchi, Dionigi Bussola und Stefano Maria Legnani – haben den zehn Kapellen dieses Wallfahrtortes inspirierende Schönheit verliehen, die auch nach Jahrhunderten staunen lässt.

Alle Sacri Monti sind ganzjährig zu besichtigen und lassen sich auch mit dem Auto, einige sogar mit der Seilbahn erreichen. Öffnungszeiten und Informationen zu geführten Touren gibt die Website www.sacrimonti.org, deren Inhalte sich auch auf Deutsch abrufen lassen. Mit der App (www.sacrimonti.org/de/app-sacri-monti-unesco) lassen sich die künstlerischen Highlights aller „Heiligen Berge“ multimedial und interaktiv entdecken.

 

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