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Erschienen am 24.07.2012 um 10:47 Uhr
Zum Teufelssee im Böhmerwald
Das Grenzgebäude hat mittlerweile jede Funktion verloren, der Verkehr passiert unkontrolliert die Schlagbäume und der Biber baut im Niemandsland zwischen Zelezna Ruda – Böhmisch Eisenstein – und Bayerisch Eisenstein in den überschwemmten Regenauen seine Burgen.
Die Tschechische Republik ist EG-Mitglied, Bayerwald und Böhmerwald sind zum „Grünen Dach“ Europas geworden. Seit gut zwanzig Jahren wachsen Bayern und Böhmen wieder zusammen. Hüben und drüben wird gearbeitet, geheiratet und – gewandert, zum Beispiel zum sagenumwobenen Teufelssee.
Winzig wirkt die raupengrüne Waldbahn vor dem mächtigen Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein. Tickets sind nicht notwendig, sagt Rosmarie Zoglauer von der Tourist-Info, weil Urlaubsgäste, die in Bayerisch Eisenstein übernachten, freie Fahrt mit Bus und Bahn im gesamten Bayerischen Wald und Teilen des Böhmerwaldes haben.
Drei Stationen später, an der Spicak-Sportarena, heißt es aussteigen und entlang der Skipiste, die im Sommer Bike-Trail ist, steil aufsteigen, um wenig später nach links in den Hochwald einzutauchen. Der Ausflug über die Grenze führt zu zwei malerisch gelegenen Eiszeitseen. Teufelssee und Schwarzer See sind quasi Geschwister des Arbersees auf bayerischer Seite. 150 schattige Höhenmeter sind es bis zum sagenumwobenen Teufelssee. In einer Sage ist davon die Rede, dass der Gehörnte einen Bauern in die Tiefe gezogen haben soll, der Gold verstecken wollte. In Wahrheit hat er den Namen wohl von seiner düsterdunklen Tiefgründigkeit.
Über Wurzelwerk führt der Aufstieg weiter und vorbei an dottergelben Arnikablüten, Alpenmilchlattich und orangefarbenem Habichtskraut, das auf 1152 Metern Seehöhe die Europäische Wasserscheide ziert. Rosmarie Zoglauer, die auch ehrenamtlich im Nationalpark Bayerischer Wald führt, erzählt, dass die Wasser hier in Richtung Moldau und Donau bzw. Nordsee und Schwarzes Meer aufgeteilt werden.
Der Teufelssee liegt 1030 Meter hoch, der Schwarze See 1008. Der Bergrücken dazwischen muss überwunden werden. Grillen zirpen, Vögel zwitschern, ein paar tschechische Wandergruppen sind unterwegs. Der Abstieg führt im hellen Sonnenlicht schnurgerade ein Stück am ehemaligen Grenzzaun entlang. Nach zwei Stunden ist das nächste Etappenziel erreicht: der Schwarze See. Triefende Erde saugt sich an den Schuhen fest, denn seltene Hochmoore umringen die See. Eine sumpfige Kuhle erinnert daran, dass es hier auch Wildschweine gibt. Eindrucksvoll ragt die Seewand auf, 1343 Meter hoch, und verstellt den Blick zum Osser.
Jetzt ist es nur noch ein kurzes, flaches Stück zum Spicak-Sattel, wo die Mittagsrast im „Gasthaus Karl“ wartet. Das Gasthaus steht auf exakt 1000 Metern Höhe mitten im Landschaftsschutzgebiet Sumava (Böhmerwald). Braten und Apfelsaftschorle kosten 120 Kronen, der Wechselkurs ist noch immer günstig. Es schmeckt und gibt Kraft für den Schlussanstieg zum Gipfel des Panzer, 1214 Meter.
Für den Abstieg kann man knieschonend den nostalgischen Einer-Sessellift verwenden oder den Gipfel ganz auslassen. Das verkürzt die Wanderung um gut zwei Stunden. Aber dann würde einem das „Wald-Wachtel-Weizen“ entgehen – das ist kein Getränk, sondern eine seltene Blume. Auf schattigem Forstweg und durch üppige Wiesen geht es hinab zur kleinsten Brauerei des Böhmerwalds am „Belveder“, dem Aussichtsbalkon über Zelezna Ruda. Seit 2007 werden hier mit dem weichen Wasser des Böhmerwalds nach traditioneller Methode drei Biersorten gebraut. In Zelezna Ruda wartet noch - nach knapp sechs Stunden Gehzeit mit Einkehrpausen - die barocke Maria-Hilf-Kirche mit ihrer mächtigen Kuppel auf einen Besuch.
Die beschriebene Wanderung ist von 2.-9. September auch Bestandteil Bayerisch-Böhmischer Wanderwochen. Bayerisch Eisenstein liegt im Landkreis Regen. Man erreicht den beliebten Ferienort im Weichbild des Nationalparks Bayerischer Wald entweder mit der Waldbahn ab Deggendorf oder auf der Bundesstraße 11 über Regen und Zwiesel.
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