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Foto: Eleonora Pesenti
Erschienen am 12.10.2023 um 13:11 Uhr
Buntgefärbte Wälder, angenehme Temperaturen, kulinarische Genüsse – es gibt viele Gründe, den Lago Maggiore und sein bergiges Hinterland im Herbst zu besuchen. Mit leichten Wanderungen auf den Spuren post-impressionistischer Maler empfiehlt sich das nahe dem See gelegene Vigezzo-Tal.
Schneebedeckte Berge, sattgrüne Sommerwiesen. Das Tal in jedem Licht und zu jeder Jahreszeit, mit impressionistischem Pinselschwung auf die Leinwand getupft. Die Gemälde von Carlo Fornara (1871 -1968) sind gemalte Liebeserklärungen an seine Heimat, das Vigezzo-Tal. Dieses liegt etwa eine halbe Autostunde vom piemontesischen Westufer des Lago Maggiore entfernt. Nicht nur die Landschaften, auch die Menschen dieser wenig bekannten Gegend am Südrand der Alpen faszinierten den Künstler. Frauen und Männer bei der Arbeit hat er ebenso mit Farbpalette und Pinsel eingefangen wie Menschen, die ihm Modell gesessen und deren authentische Gesichter ihn offensichtlich fasziniert haben. Fornara, Sohn eines Bauernpaares, war aber nicht der einzige Maler, der in dieser Umgebung seine Motive fand. Das Val Vigezzo hat einige Kunstschaffende hervorgebracht, denen es seinen Beinamen „Valle dei pittori“ – „Tal der Maler“ – verdankt.
Im kleinen Santa Maria Maggiore öffnete 1878 eine Schule für die Schönen Künste ihre Tore – die Scuola di Belle Arti – heute nach ihrem Gründer Giovanni Rossetti Valentini benannt. Dieses Institut war und ist einzigartig im ländlichen Alpenraum. Rossetti Valentini, ein 1796 im Dörfchen Santa Maria Maggiore geborener Künstler, hatte den Traum, jungen Talenten seiner Heimat professionelle Unterricht zuteilwerden lassen. Als Lehrer an der neueröffneten Schule konnte seinerzeit Enrico Cavalli (1849-1919) gewonnen werden – auch er ein Maler mit lokalen Wurzeln. Cavalli hatte schon aber früh im Leben einige Jahre in Frankreich verbracht, hatte französische Künstler kennengelernt und sich mit den damals aktuellen französischen Kunstströmungen, besonders mit der angesagten Freilich-Malerei, vertraut gemacht. Von diesem erweiterten Horizont haben seine Schüler in Santa Maria Maggiore profitiert. Auch Fornara lernte bei Cavalli viel über Maltechniken und perfekte Bild-Kompositionen.
Wandern auf den Spuren der Maler
Auf den Spuren Fornaras, Cavallis und anderer Künstlerpersönlichkeiten lässt sich jetzt ein Stück Vigezzo Tal erwandern. Ausgangspunkt für die kleinen Natur- und Kunst-Touren ist eben jene Kunstschule, die im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einer Talentschmiede wurde und noch heute eine vitale Begegnungsstätte für Kunstschaffende und Kunstinteressierte ist. Entlang des 4,5 Kilometer langen Fornara-Wanderwegs geben zehn in die Landschaft gesetzte Tafeln Einblicke in die Welt des Künstlers, machen mit seinen Gemälden und seinen Gedanken bekannt. Mit Hilfe von QR-Codes lassen sich an jeder Tafel Informationen vertiefen. Die Wanderung kann - normale Kondition vorausgesetzt - mühelos in zwei Stunden bewältigt werden. Lediglich 110 Höhenmeter sind auf dem Fornara gewidmeten Parcours zu überwinden.
Vom Tal in die Metropolen der Kunst
Ein weiterer Künstler, der sich von der Landschaft und dem Licht im Vigezzo Tal inspirieren ließ, war Giovanni Battista Ciolina (1870-1955). Gemeinsam mit dem fast gleichaltrigen Fornara wurde auch er an der Scuola di Belle Arti von Cavalli unterrichtet. Nur wenige Jahre später hatte sich Ciolina mit seinen post-impressionistischen Werken in den Kunstmetropolen des italienischen Nordens einen Namen gemacht. Um 1900 waren seine Bilder bei zahlreichen Ausstellungen in Mailand, Turin und Venedig zu sehen. Die Wanderung zu den Landschaften Ciolinas beginnt ebenfalls an der Kunstschule Rossetti Valentini in Santa Maria Maggiore und führt zu einigen der reizvollsten Orte im „Tal der Maler“. Der Parcours erstreckt sich über sechseinhalb Kilometer und überwindet einen Höhenunterschied von 280 Metern. Zwei Stunden und 45 Minuten sollten Wandernde für diese Tour einplanen.
Die Scuola di Belle Arti Rossetti Valentini in Santa Maria Maggiore wurde nach umfangreicher Restaurierung und Erweiterung kürzlich wiedereröffnet. Noch bis Ende November ist dort eine Ausstellung zu Ehren ihres berühmtesten Lehrers zu sehen. Erstmals wird das künstlerische und didaktische Wirken Cavallis im „Tal der Maler“ in allen Facetten gewürdigt.
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